Wien könnte bald ein bisschen wilder werden – und das findet die Mehrheit der Wiener Bevölkerung richtig gut. Eine neue BOKU-Studie zeigt, dass Wiener Urban Rewilding, also wilde Grünflächen statt makelloser Parks, mehrheitlich unterstützen.
Von Aktenbergen zu Blütenmeeren: Forscher der BOKU haben herausgefunden, dass etwa 46 Prozent der Wiener Bevölkerung wildwachsende Stadtwälder oder Blumenwiesen statt perfekt geschnittener Rasenflächen begrüßen würden. Junge Menschen sind skeptischer, ältere deutlich begeisterter. Zeit für Wien, ein bisschen rebellisch mit Stil zu werden.
Ran an die Natur im Trend
Stellt euch vor: statt penibel gepflegter Parks wilder Stadtwuchs mitten in Wien! Die BOKU-Studie „Giving space back to nature in cities?“ untersuchte, wie die Wiener auf eine derartige Renaturierung reagieren. Dabei wurden zwei Szenarien simuliert. Entweder werden 50 Prozent einer bestehenden Grünfläche oder 50 Prozent einer brachliegenden Fläche in wilde Natur verwandelt. Mindestens 46 Prozent der Befragten befürworten oder unterstützen solche Projekte. Etwa 10 bis 24 Prozent lehnen sie ab – der Rest ist einfach neutral oder tolerant. Ein überraschend grünes „Ja!“ aus der Bevölkerung.
Zwischen Wildnis-Lust und Skepsis
Natürlich gibt es Unterschiede. Schon Natur-Freunde – jene, die öfter in wilde Ecken schlendern – finden neue Wildflächen automatisch sympathischer. Jung, wild und skeptisch? Tatsächlich: 15- bis 24-Jährige sind deutlich zurückhaltender, während die 55-bis-75-Jährigen fast dreimal so häufig zustimmen, offenbar mit reiferem (und wilderem) Naturverständnis. Wer sein Wohnviertel als vernachlässigt empfindet, ist ebenfalls kritischer. Die Botschaft: Rewilding funktioniert besser, wenn man damit auch Sorge und Engagement mitliefert, nicht einfach Grünflächen sich selbst überlässt.
Wilde Zukunft, aber gerechter geplant
Die Autorien, allen voran Brenda Maria Zoderer von der BOKU, sehen Urban Rewilding als große Chance für Biodiversität, Mikroklima und die Lebensqualität der Stadtbevölkerung. Doch sie warnen: Um Fairness zu garantieren, müssen junge Leute und Nachbarn in benachteiligten Bezirken von Anfang an mitreden können. Ihre Vision: Natur, die man erlebt, nicht nur ansieht. Eine „Mensch-mit-Natur“-Strategie, bei der wilde Natur mit sozialem Feingefühl geplant wird – und bei der alle mitmachen.
Quelle: “Giving space back to nature in cities? A multi-scenario analysis of the acceptability of urban rewilding among local communities” von Brenda Maria Zoderer und Harald Wieser, veröffentlicht in People and Nature (2025)
Foto: Freepik.com

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